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Biologische Bedrohungen: Hype oder Tatsache?

Cercle Diplomatique 2/2025

Biologische Bedrohungen: Hype oder Tatsache?
Biological threats: Hype or fact?

Autoren: Dr. David Gabriel, Prof. Dr. Kurt Zatloukal

Sie finden der Originalartikel hier auf Seite 86.

Biologische Bedrohungen können durch natürliche Ereignisse entstehen oder vom Menschen verursacht werden. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie ein Krankheitserreger die globalen gesundheitlichen, sozioökonomischen und politischen Systeme schwer beeinträchtigen kann. Der Ursprung von SARS-CoV-2 ist auch fünf Jahre nach Beginn der COVID-19-Pandemie nicht eindeutig geklärt. Es ist immer noch unklar, ob es sich um eine natürliche Übertragung eines Virus von Tier auf Mensch oder um einen Laborunfall mit einem Virus synthetischen Ursprungs handelt. Es drängt sich deshalb die Frage auf, wie wahrscheinlich und greifbar das aktuelle Risiko biologischer Bedrohungen ist.

Globale Veränderungen schaffen ein Umfeld, das das Risiko für nächste Epidemien stetig erhöht. Ein gemeinsamer Nenner dieser Faktoren ist die Veränderung der Lebensräume von Menschen und Tieren, die Krankheitserreger beherbergen, die auf den Menschen übergreifen können. Dies wird durch die globale Erwärmung, die zunehmende Bevölkerungsdichte oder auch die erhöhte Mobilität einschließlich der Migrationsströme verursacht.

Hochinfektiöse Erkrankungen wie durch das bekannte Ebola- oder Marburgvirus sind glücklicherweise selten. Es existieren jedoch zahlreiche weitere lebensgefährliche Infektionserkrankungen, die durch Erreger der höchsten Risikogruppe verursacht werden. Dazu gehören beispielsweise das bereits in Europa vorkommende Krim-Kongo-Fieber-Virus. Auch trägt die unbeständige geopolitische Lage dazu bei, dass eine absichtliche Freisetzung biologischer Substanzen, sei es in Form von hochpathogenen Erregern oder Biotoxinen nicht ausgeschlossen werden kann.

Jeder Verdacht auf eine mögliche Infektion stellt immer einen interdisziplinären Notfall dar und bedarf einer sehr gut koordinierten Zusammenarbeit zwischen Rettungsorganisationen, spezialisierten Kliniken und Behörden. Dieser Umstand verdeutlicht, wie wichtig die laufende Ausarbeitung und Verbesserung von Notfall- und Pandemieplänen sowie biologischer Sicherheitsvorkehrungen ist. 

Was macht biologische Bedrohungen so gefährlich? Es ist in erster Linie die „Unsichtbarkeit“ der biologischen Gefahr, die nötige Schutzmaßnahmen verzögern und Ängste in der Bevölkerung schüren kann. Ein neuartiges Virus etwa, das sich über Luftübertragung ausbreitet, kann zu einem exponentiellen Anstieg der Zahl der Infizierten führen, bis entsprechende Quarantäne- oder Abriegelungsmaßnahmen eingeleitet werden und diagnostische Tests, Therapeutika oder wirksame Impfungen zur Verfügung stehen.  

Effizienter Schutz vor biologischen Gefahren basiert auf den Säulen Wissen, Prävention, Ausrüstung und Training. Mangelndes Allgemeinwissen über biologische Bedrohungen kann den entstandenen Schaden deutlich vergrößern. Fachlicher Austausch sowie internationale Vernetzung nehmen deshalb eine wichtige Schlüsselrolle ein. Initiativen zur Erhöhung biologischer Sicherheit von Einrichtungen, die mit gefährlichen Krankheitserregern arbeiten, sowie die Ausrüstung von kritischen Infrastrukturen und Institutionen für eine frühzeitige Reaktion auf eine biologische Bedrohung sind wichtige Vorsorgemaßnahmen.

Glücklicherweise sind sowohl Pandemien als auch bioterroristische Angriffe selten. Mangelnde Vorbereitung und unzureichende Durchführung von effektiven Schutzmaßnahmen können jedoch zu weitreichenden gesundheitlichen und schweren wirtschaftlichen Schäden führen.